Back in Wonderland

Zurück in Neuseeland nach viel zu langer Zeit. Und direkt kopfüber wieder ins Reisen gestürzt, alle Pläne erstmal auf Eis gelegt und zuerst das Hiersein genossen. Und immer noch am Genießen.
Nach weit über 30 Stunden Reisezeit, dank diverser Verspätungen und eines verpassten Flugs, Ankunft in Christchurch. Leider zunächst ohne Gepäck, aber dank lieber neugewonnener Freunde mit gutem Essen, geliehenen Kleidern und viel guter Laune alles zu verschmerzen. Und auf der ersten Wanderung in Neuseeland dann die gute Nachricht: Koffer aufgetaucht, wird geliefert, yay, Auto kaufen und los!

Christchurch:

Franz Josef Glacier:

Hokitika und Wanaka ohne Bilder

Queenstown:

Alexandra:

Milford Sound:

Routeburn Key Summit Track:

Shanghai, Qualitytime & Wahnsinn

Mit so viel Verspätung, dass ich mich fast nicht traue, auf „Publizieren“ zu klicken, kommt jetzt auch meine kurze Zusammenfassung der 2,5 Tage in Shanghai auf dem Rückweg.

Von einem Land mit knapp über 4 Millionen Einwohnern in eine Stadt mit fast 30 Millionen Bewohnern. Dazu noch eine ganze Menge an Besuchern, die ein chinesisches langes Wochenende nutzen um die Großstadt zu besuchen und schon ist die Überforderung perfekt. Sollte man meinen. Interessanterweise scheine ich in den neuseeländischen Bergen mein Zen gefunden zu haben, zumindest hat es mich nicht so sehr überfordert wie ich dachte. Erschöpft, fasziniert, erstaunt, überwältigt, ja – aber nicht überfordert.

Der Vergleich zwischen Neuseeland und China bzw. Shanghai ist unmöglich. Aber so, wie in Neuseeland Natur und Schönheit überwältigen, überwältigen in Shanghai schiere Masse und Größe. Durch die Maifeiertage war die Stadt noch voller als sonst, also absolut perfektes Timing – nicht. Jeder hatte frei, jeder war in der Stadt, und jeder war da, wo wir auch waren. Faszinierend, sich mit solch einer Menschenmasse die Straßen entlang zu schieben. In Shanghai hat uns alles erstaunt. Wie schaffen die Fahrer es, ihre Autos nahezu beulenfrei zu halten, wenn jeder bei rot fährt ohne sich umzuschauen? Wieso ist die Spur zum links abbiegen mitten in der Straße, die zum geradeaus fahren noch zwischen der Abzweigung und der Abbiegespur? Gibt es einen Trick dabei, die Ruhe zu behalten, wenn man kaum Platz zum Bewegen hat und sich von der Masse treiben lassen muss? Woran liegt es, dass Chinesinnen mich anstarren und/oder fotografieren, und das nicht gerade unauffällig? Fragen über Fragen, keine davon in einem Besuch zufriedenstellend zu klären.

2,5 Tage sind wenig Zeit für eine Stadt wie Shanghai, aber Herausforderungen machen schließlich Spaß. Kleiner Spoiler: Unsere Gastgeber waren absolut erstaunt davon, wie viel man in so kurze Zeit packen kann und wie viel wir gelaufen sind. Gesehen haben wir so viel, nicht nur die klassischen Sachen, die man gemacht haben “muss”, sondern vor allem auch viel Atmosphäre und viel Leben. Und viel Essen. Gefühlt waren wir also etwa eine Woche in der Stadt, zumindest wären Bewegungs- und Essensmenge eher für diesen Zeitraum angemessen gewesen.

Shanghai hat nicht viel Altes. Vor zwanzig Jahren war diese Stadt vergleichsweise nicht existent, und jetzt leben hier Millionen und das Wachstum geht immer weiter. Einen guten Überblick darüber gibt das Zentrum für Stadtplanung. Besonders interessant an dieser Ausstellung: Einerseits die Bilder, die vergleichen, wie sich bestimmte Viertel innerhalb der letzten Jahre verändert haben. Historische Gebäude oder traditionellere Gegenden sucht man daher auch vergeblich. Vieles ist dem rasanten Wachstum zum Opfer gefallen, außerdem habe ich persönlich den Eindruck, dass der Wille, Geschichte zu bewahren, in dieser Stadt erst noch einsetzen muss. Sogar der Jing’an Temple, unser erster Zwischenhalt, ist nicht original erhalten. Während der Kulturrevolution war hier eine Plastikfabrik zu finden, erst seit 1983 gibt es wieder den „normalen“ Tempel-Betrieb, verbunden mit vielen Instandsetzungen. Diese sind, wie die vielen Gerüste zeigen, auch noch lange nicht abgeschlossen. Immerhin gibt es den buddhistischen Tempel, der zu den wichtigsten überhaupt zählt, noch. An anderen Stellen wurde alles alte abgerissen um Platz für neue Wolkenkratzer, Hotels, Bürogebäude oder riesige Wohnhäuser zu schaffen. Notwendig ist das wohl, da diese Stadt ein Wachstum hinter sich hat, das für mich einfach nicht begreifbar war. Schade ist es dennoch.
Aber trotzdem gibt es ein paar Ecken, die mit Fantasie einen leichten Eindruck davon vermitteln, wie es vor 20 Jahren ausgesehen haben muss. Minus Millionen Menschen und Skyline im Hintergrund natürlich. Eine höhere Toleranzgrenze gegenüber Neonlicht ist durchaus immer hilfreich, sogar eine Passage, die nachbildet, wie die Stadt in den 1930er Jahren aussah, ist überfüllt mit Blingbling, Friseursalon, Nagelstudio, Saftbars und ähnlichem. Beim Bund-Tunnel (Bund = Uferpromenade am Huangpu Fluss, der das Zentrum in zwei verschiedene Hälften teilt) ist dann alles vorbei für Stroboskop-empfindliche Menschen: Blinkende Lichter in allen Farben, hypnotische Musik, eine merkwürdig erzählte Geschichte, das alles, während man in einer Schwebebahn unter dem Fluss durchfährt. Ein Erlebnis, nicht unbedingt der guten Art. Aber “so schlecht, dass es fast schon wieder gut ist”.

An sich ist Shanghai eine Stadt, die nicht oben auf meiner Bucket-Liste stand und steht. Allerdings, wenn man schon Freunde in dieser Stadt hat und einen Stopover machen kann, wäre es ja blöd, das nicht zu nutzen. So haben wir zwar Sightseeing-mäßig alles gemacht, was man in dieser kurzen Zeit überhaupt machen kann, aber vor allem viel gute Zeit mit lieben Menschen verbracht, die wir viel zu selten sehen.

Cold Turkey – Was nach der Reise bleibt

Ich sitze bequem auf dem Sofa, das an meiner Lieblingsstelle schon eine Kuhle hat. Mein Blick geht über den Balkon in grüne Baumwipfel, die im Moment sogar in der Sonne leuchten. Neben mir eine Tasse Tee, vor mir eine Wand mit Postern, von uns in harter Teamarbeit behängt. Zwei Türen weiter meine Bücher, etwas, was ich auf der Reise wirklich vermisst habe. Ich bin wieder zuhause, ich bin angekommen. Und doch, etwas fehlt.

Nichts treibt mich hier jeden Tag aus dem Haus, mein Entdeckergeist, der die letzten drei Monate permanent dafür gesorgt habe, dass ich gefahren und rotiert bin, schläft ein. Hier gibt es nicht viel zu entdecken, sagt er mir. Und so bleibe ich auf der Couch. Währenddessen suchen meine Finger aber wie von alleine nach günstigen Flügen, schönen Hotels, Angeboten in Hostels. Neun Tage bin ich erst wieder in Deutschland, und schon hat mich das Fernweh gepackt, schon suche ich nach dem nächsten Ziel. England hat sich aufgrund horrender Flugpreise zerschlagen, aber was wäre mit Kopenhagen, soll ja ganz schön da sein. Oder die Nordsee? Immerhin habe ich seit zwei Wochen das Meer nicht mehr gesehen, ich vermisse es. Auch Island spukt seit Ewigkeiten als Reiseziel in meinem Hinterkopf. Meine Fotos der letzten Monate schaue ich mir noch gar nicht an, aus Angst, zu viele zu gute Erinnerungen zu spüren. Instragram spült mir Bilder der Malediven in die Timeline, meine Facebook-Freunde in Australien und Neuseeland machen den morgendlichen Blick auf Statusupdates nicht einfacher. Die Zeitschrift neben mir bewirbt Sardinien … Und es wird klar: Ich will wieder weg.

Dabei ist klar: Natürlich ist der Alltag zuhause ein anderer als auf Reisen. Ich ziehe nicht mehr das erstbeste Kleidungsstück aus einem Koffer, sondern habe einen Kleiderschrank, der mich überfordert. Jetzt geht es nicht mehr darum, ob ich irgendwo Rabatt auf einen Ausflug kriege, sondern darum, ob das Arbeitsamt meinen Antrag annimmt. Nicht mehr die Frage, ob ich heute Museum oder Meer will, sondern die Frage, womit ich mein Geld verdienen will/kann. Und mir wird klar: Das, was ich beruflich kann und das, was mir privat Spaß macht, ist nicht das gleiche. Aber wie finde ich den Einstieg, meine Hobbies zu Berufen zu machen? Will ich das überhaupt, oder fehlt dann nicht der Ausgleich nach Feierabend? Und wenn ich jetzt nach zukünftigen Berufslaufbahnen suche, belüge ich mich nicht selbst? Alles in mir zieht in die Ferne und mir wird klar, dass mein Fernweh nicht besänftigt wurde durch die drei Monate, sondern vollends ausgebrochen ist. Fast fühle ich mich wie der Zauberlehrling „Die Geister, die ich rief, die werd ich nun nicht los“. Ich will sie aber gar nicht los werden, glaube ich. In diesem Fall ist es gar nicht so schlimm, wenn ein Süchtiger dem Zittern in seinem Körper nachgibt. Die Frage ist nur, wann. Und welches Ziel es wird.

E noho rā

Das hier ist nur ein vorübergehender Abschied, kein Lebewohl. Ein Komma, kein Punkt.
Ich habe Seiten an mir entdeckt und Stücke meines Herzens verloren. Danke Neuseeland, für Orte, Menschen und Erfahrungen.

Tauranga, Mt Maunganui

Tauranga, Mt Maunganui

This is just a temporary goodbye, not a farewell. A comma, not a full-stop.
I have discovered parts of myself and lost pieces of my heart here. Thanks NZ, for places, people and experiences.

 

Auckland, Tierwelten & Herzschmerz

Auckland, 1. Abend

Auckland, 1. Abend

Auckland ist für mich das wohl zwiespältigste meiner Ziele. Es hat mich von Anfang an schon interessiert, wie „großstädtisch“ diese Stadt wohl wirken mag, vor allem nach dem Kontrastprogramm der letzten Monate. Zum anderen aber wollte ich hier gar nicht her, weil es mein letzter Ort in Neuseeland wird. Ich will diese Inseln nicht verlassen, andererseits freue ich mich natürlich unbändig darauf, zuhause endlich Freunde und Familie wieder zu sehen. Warum ist Neuseeland nur so weit weg von Europa??

Ich habe im Vorfeld nicht viel Gutes über Auckland gehört. Jeder hat mir empfohlen, hier möglichst nur eine Nacht zu bleiben, mehr wäre Zeitverschwendung. Zu viele Touristen, zu viel Partyvolk, zu wenig zu tun, nichts interessantes zu sehen und und und. So ganz kann ich da nicht zustimmen. Ja, es gibt viele Touristen, aber das bin ich ja auch. Ja, es gibt hier auch einige Partygänger und Pub Crawls, aber aus denen kann man sich ja raushalten. Das Hostel ist auch nicht das beste meiner drei Monate, aber definitiv auch nicht das schlechteste. Und die Stadt bietet genug, auch abseits von Fallschirmsprüngen und Bridge Walks. Für uns bietet sie vor allem Essen, das ist der einzige Grund, warum es für mich besser wäre, wenn der Aufenthalt hier keine vier Tage lang wäre. Zu viel, zu leckeres und leider auch in weiten Teilen zu ungesundes Essen. Aber ein letztes Mal Burgerfuel! Ein letztes Mal Frozen Jogurt mit hunderten Toppings! Ein letztes Mal Kitkat Caramel!

Mission Bay

Mission Bay

Die Art Gallery war bisher mein persönliches Highlight. Ich habe mir hier angewöhnt, in möglichst viele Galerien und Ausstellungen zu gehen. Diese hier ist aber etwas besonderes. Es gibt historische Kunst, moderne Kunst, wechselnde Ausstellungen, nettes Personal … Ein Ort, an den ich immer und immer wieder kehren könnte und auch jedes Mal viel Zeit verbringen könnte.

Dank des mitreisenden Stadtkindes war der Teil des Aufenthalts, der nicht von Essen dominiert ist, Tieren gewidmet. Auckland Zoo und Sea Life waren beide dran, und beides sind lohnende Ziele für einen (halben) Tag. Ich bin ab jetzt noch größerer Fan von Meerkatzen und Pinguinen als vorher. Nur die Gottesanbeterin im Hostel-Zimmer, die fand ich gewöhnungsbedürftig …

Sea Life Auckland

Sea Life Auckland

 

Ahipara, am endlosen Strand

Ahipara, mit der wunderbaren Endless Summer Lodge, wurde unser Basislager für den hohen Norden. Hier beginnt der 90 Mile Beach, der knapp 90 Kilometer lange Strand, der sich bis zur Nordspitze der Insel hochzieht. Lange Strandspaziergänge, Wolkengucken und gutes Essen prägten den ersten Tag, am zweiten nahmen wir die lange Fahrt nach Cape Reinga auf uns. Damit war ich jetzt am südlichsten und am nördlichsten Punkt dieses Landes, auf beiden Seiten stehen Wegweiser …

Um Cape Reinga gibt es viel zu sehen. Zum einen natürlich die Landspitze selbst mit ihrem kleinen Leuchtturm und langen Spazierwegen, der Stelle, wo sich Tasmanische See und Pazifik treffen, vielen Mythen der Maorie und unzähligen Seevögeln. Zum anderen die riesige Te Paki Düne, die man auch mit Bodyboard oder Schlitten hinabfahren kann. Leider muss man dafür erstmal hochklettern, doch eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Dann gibt es noch die wunderschöne Spirit Bay, die für mich für einen nächsten Besuch als Campingort auf dem Plan steht. Wie schön es sein muss, hier zum Rauschen der Wellen die Nacht zu verbringen … Tagsüber ist sie natürlich auch nicht schlecht, und nirgendwo sonst kann man so viele verschiedene und gut erhaltene Muscheln finden.

Und, was nicht fehlen darf bei einem Aufenthalt auf der Nordinsel: Wir haben einige Kauris gesehen, darunter den höchsten, den dicksten und die Four Sisters, vier sehr eng zusammengewachsene Bäume. Beeindruckend, auf einmal vor diesen Riesen zu stehen. Und mir stellt sich die Frage: Wie haben die Menschen es bloß geschafft, Wälder von diesen wirklich mächtigen Bäumen abzuholzen? Mit was für Sägen macht man das bloß?

Tane Mahuta

Tane Mahuta

Whangarei, Gruseluhren & Sonnenschein

Whangarei ist wohl der Ort, der mir aus unerklärlichen Gründen mit seinem Namen die meisten Probleme gemacht hat. Ich konnte mir einfach nicht merken wo wir gerade sind und habe es ständig mit anderen Orten mit „wh“ verwechselt … Mittlerweile geht es aber und ich weiß zumindest im Nachhinein, wo wir waren.

Es ist zudem der Ort, der für mich immer mit dem Verlust meiner Kamera verbunden sein wird. Sie ist nicht abhanden gekommen, das wäre ja noch eindeutig und klar. Nein, sie ist quasi wegen einer undichten Wasserflasche ertrunken … Ab diesem Beitrag gibt es also nur Handybilder, garniert mit meiner Trauer, wie schön sie sein könnten, hätte ich meine Kamera noch. Ich hoffe, ich finde in D jemanden, der sie mir reparieren kann. Oder aber die Garantie greift ausnahmsweise auch bei Wasserschaden. Drückt mir die Daumen.

Whangarei hat nicht viel, laut eigener Aussage, ist aber charmant. Seit einiger Zeit ist die Diskussion darum, ob das Hundertwasser-Haus hier gebaut werden soll oder nicht wieder voll entflammt. Ich bin dafür, aber auch ohne dieses Gebäude kann man genug sehen und machen, um ein paar Tage Aufenthalt hier zu gerechtfertigen. Es gibt Kauri-Bäume, Wanderwege, Wasserfälle, Strandpromenaden, Kunstgalerien, die üblichen Geschäfte etc. Nette Abwechslung ist, dass man hier auch kostenlos (für maximal drei Nächte) auf dem Parkplatz eines Bowlingclubs im Auto schlafen darf.

Für mich hat Whangarei auch das persönlich gruseligste Museum: Der Mitreisende ist Fan von mechanischen Sachen, die irgendwie funktionieren. Daher wollte er ins Uhrenmuseum (mit der größten Uhrensammlung der südlichen Hemisphäre). Ich hätte es vorher nicht gedacht, aber eine Wand voller Schweizer Kuckucksuhren ist gruselig. Und die Geräusche erst …

Kuckucksuhren-Overload

Kuckucksuhren-Overload

Davon abgesehen waren es tolle Tage, zur Abwechslung auch mit Sonnenschein und fast gar keinem Regen, yay! Meine englische Seite kommt hier so richtig zum Vorschau, mit jedem rede ich über das Wetter, so hat man wenigstens immer ein gemeinsames Thema.

Whakatane, Postkartenidylle vs Schlamm

Einzige Station auf der Coromandel Peninsula war Whakatane, auch wenn wir (gefühlt) fast die gesamte Halbinsel abgefahren sind. Zu schön war die Küstenstrecke, da war es unmöglich, die schnellere, kürzere, aber langweiligere Route durch das Landesinnere zu wählen. Leider auch hier das Wetterproblem, hier wurde wenigstens strömender Regen immer wieder von Abschnitten mit schönstem Sonnenschein unterbrochen.

Wetterwechsel in einem Bild

Wetterwechsel in einem Bild

Der Fußweg zur Cathedrale Cove wurde zum kleinen Abenteuer, da ich nur an den Strand am Ende dachte und in Flipflops loslief. Tja, nach einigen Metern des 30-Minuten-Spaziergangs zeigte sich dann, dass barfuß laufen die sicherere Option war. Definitiv die witzigere, der Weg wurde zunehmend schlammiger und dadurch glitschiger. Ein Erlebnis für sich, definitiv. Angekommen an der Höhle vermisste ich meinen Bikini sehr: Das Meer war wärmer als der Regen und so verlockend. So ging es halt nur bis zum Oberschenkel ins Wasser und sehr vorsichtig hinter den Mini-Wasserfall. Bloß nicht noch nasser werden als man ohnehin schon durch den Regen ist. Ein weiteres Ziel auf der Wunschliste für eine Wiederkehr, dieses Mal aber definitiv im Hochsommer, mit Badezeug und zu einer Uhrzeit, die die Suche nach einem Parkplatz nicht zu einer absoluten Glückssache macht.

In Whakatane gab es auch endlich wieder richtiges, schlichtes, gutes Pub-Essen. Dank Ostersonntag war alles geschlossen, auch die Lust zum Selbstkochen war nicht wirklich ausgeprägt, also der einzig offene Pub des Ortes. Es gab überraschend guten Pie, ich habe mich in das ländliche England versetzt gefühlt. Und das ist ein gutes Gefühl, nur falls das jemand bezweifelt!

Waitomo, Glühwürmchen & Höhlenaction

Leider noch ohne Fotos, ich hoffe, ich kann sie nachliefern.

Waitomo, das Glühwürmchenparadies. Der gesamte Ort hat seine Daseinsberechtigung nur, weil es hier viele Höhlen, bzw. ein riesiges Höhlensystem, gibt in dem Glühwürmchen leben. Darum hat sich ein breites Tourismus-Angebot gesponnen, man kann nicht nur Boot fahren und sie betrachten, sondern auch Abseilen, Klettern, Blackwaterrafting, Schwimmen, Höhlenwandern und eine Kombination aus allem und noch viel mehr. “Gesponnen” übrigens als kleiner Hinweis: Glühwürmchen sind keine Würmer, sondern Motten-Maden, die eine Art Spinnennetz bauen, um arglose Insekten in ihre leuchtende Falle zu locken. Wenn es keine Insekten gibt, gerne auch mal die eigenen Geschwister, die dem eigenen Netz zu nahe kommen, oder aber erwachsene Glühwürmchen, die auf der Suche nach einem Partner zu nah an die Nester der Maden kommen. Kein schönes Leben, vor allem, weil die erwachsenen Motten ohne Mund schlüpfen und aufgrund von starker Erschöpfung durch Fortpflanzungsversuche nach circa drei Tagen verhungern. Aber hübsch sind sie. Ich hoffe, ich habe jetzt niemandem die romantischen Illusionen über diese Tierchen zerstört …

Da hier in Neuseeland mein Abenteurerherz, was viel zu lange geschlafen hat, wieder erwacht ist, war eine einfache Bootstour für mich zu langweilig. Ich wollte Action! Und am besten eine Kombination aus allem was geht. Für mich habe ich das bei Kiwi Cave Rafting gefunden: 27 Meter Abseilen in die Höhle, gegen den Strom aufwärts waten, über Felsen klettern, durch Tunnel und Löcher im Felsen krabbeln, mit einem Reifen über Stromschnellen und um Kurven sausen, ganz entspannt im flacheren Gewässer treiben, nebenbei Glühwürmchen gucken, heiße Getränke und Schokolade tief im Höhlensystem naschen, am Ende 20 Meter an einer Wand nach draußen klettern … Unglaublich viel Spaß und, hätte mein Wetsuit nicht ein gemeines Loch gehabt, gar nicht so kalt wie gedacht. Unter Tage ist es auch relativ egal, dass es draußen dauerregnet. Merkt man nur daran, dass das Wasser etwas höher und undurchsichtiger ist als sonst, was den netten Nebeneffekt hat, die Aale, die in den Höhlen leben, zu verstecken. Ich habe die Tour alleine gemacht und den Mitreisenden, der weder Höhen noch Höhlen besonders mag, alleine im Hostel gelassen. Langweilig war es aber dank netter Gruppe und tollem Guide absolut nicht und ich habe zumindest drei neue Sachen entdeckt, denen ich nochmal eine Chance geben werde: Abseilen (dieses Mal mehr, das macht Spaß), Klettern und im Reifen durch Wasser sausen.

Da bei dieser Geschichte die Glühwürmchen eher Nebendarsteller waren und der Mitreisende sie noch gar nicht kannte, gab es am nächsten Morgen noch die klassische Tour durch die größere und besser erschlossene Höhle, inklusive Bootsfahrt in völliger Dunkelheit. Für mich das absolute Highlight von Waitomo bleibt aber die eigene Klettertour.

Matamata, von Hobbithöhlen & Schafen

Neuseeland, das Land gewordene Mittelerde … Ich wollte zwar schon vor der Herr der Ringe-Verfilmung gerne nach Neuseeland, aber die beeindruckenden Bilder der Filme haben dem Wachsen des Fernwehs doch nachgeholfen. Viele der Filmsets kann man zwar besuchen, man sieht aber nichts mehr davon. Und mehrere hundert Kilometer fahren, nur um irgendwo im Nirgendwo z.B. den Grashügel zu sehen, der im Film Edoras war, war mir dann doch zu doof. Aber Hobbiton bei Matamata, das ist eine andere Sache! Nach dem Hobbit wurden die Hobbithöhlen noch weiter bzw. besser ausgebaut, so dass man jetzt als Gast 44 Hobbithäuser zumindest von außen besuchen kann. Zusätzlich gibt es die Mühle, die Brücke und den Grünen Drachen, inklusive Bier und Essen. Als Liebhaber der Filme war es für mich natürlich herrlich, die ganzen Stellen zu sehen, die tatsächlich auch als Schauplätze einiger Szenen wiedererkennbar sind. Geschichten zum Dreh und Hintergrundinfos vom Busfahrer und vom Tourguide machen das ganze noch ein Stück interessanter. Beim nächsten Mal “Die Gefährten” werde ich einen anerkennenden Gedanken an die armen Helfer schicken, die einen Apfelbaum komplett entlaubten und dann mit künstlichen Pflaumenblättern und Pflaumen behängten, nur weil Tolkien erwähnte, dass Hobbitkinder unter einem Pflaumenbaum sitzen. Was im Film ungefähr drei Sekunden lang zu sehen ist … Warum kein Pflaumenbaum gepflanzt wurde? Ganz einfach, die Größenverhältnisse hätten nicht mehr gestimmt. Auch wenn diese Tour eine riesige Maschinerie ist und jemanden sehr reich macht (der laut Angaben des Busfahrers aber immer noch ein netter, bescheidener Mann ist), sie hilft auf jeden Fall dabei, einen Einblick zu gewinnen, was für ein Aufwand getrieben wurde um bloß niemanden zu enttäuschen.

Was allerdings jemand auf dieser Tour macht, der weder die Bücher gelesen, noch auch nur einen der Filme gesehen hat, ist mir ein Rätsel (es gab tatsächlich einen in unserer Tour).